Das bunte Knopfloch

Das bunte Knopfloch bewirkt einen Unterschied zwischen Konfektion und Maßschneiderei. Das bunte Knopfloch ist ein Merkmal für einen gekonnten individuellen Stil.

Es war die Boutonniere der Early Adopters. Vom ersten Moment an erschien das bunte Knopfloch in lässiger Siegerpose. Sein Pendant, das ebenso bunte Knopfloch am Ärmel des Anzugs, ergänzte die Wirkung.

Möglich wurde dieser Siegeszug durch das leise Verblassen eines bis dato untrüglichen Zugehörigkeitsmerkmales: In der Welt der Maßanzüge geriet das „offene Knopfloch am Ärmel“ zunehmend in eine Statistenrolle. Ein Gerücht besagte sogar, dass die Massenfabrikation es „adoptiert“ habe. Aber das wurde nie bewiesen.

Große Wahrheiten – gelassen kommuniziert

Lässigkeit – wer wollte bestreiten, dass dies in der Welt der erreichten Ziele ein großer Wert ist?
Und welchen Zweck hätte auch die „Geldklammer“ jemals gehabt, als die lässige Attitüde Ihres Besitzers zu kommunizieren?

In anderen Kulturen mag gelten, dass der Souveräne schreitet und nicht rennt. Hier lässt er einen Knopf offen – als leise Anmerkung für den wissenden Beobachter.

Am Revers – und wo noch?

Natürlich lebt das Signal vom richtigen Maß – und so gilt auch hier: Es gibt ein „Zuviel“. Dies beginnt sicherlich mit der peinlich genauen Abarbeitung sämtlicher Details. Wer die kleinen bunten Streifen an jeder nur erdenklichen Ecke des Jacketts trägt, versprüht Phantasielosigkeit.

(Es sei denn, dieses Muster wird durch einen Hauch Exzentrik wieder aufgebrochen – so etwas wäre dann als Stilrichtung aus London zu erwarten. Den Londonern sagt man nach, sie könnten alles tragen. Doch dazu später mehr…)

So werden denn die meisten Jacketts das bunte Knopfloch an zwei Stellen präsentieren: Am Revers und an den Knopflöchern des Ärmels, dort gerne auch nur am untersten Knopfloch. Bei Ihrer Entscheidung zu ersterem oder letzterem sollten Sie sich von folgenden Fragen leiten lassen:

  1. „Ab wann wird mir stilistische Spielerei als Eitelkeit ausgelegt?“
  2. „Würde ich mich mit diesem Look in jeder Situation souverän fühlen?“
  3. “Wie häufig werde ich dieses Jackett bzw. diesen Anzug tragen?”

Das bunte Knopfloch ist eine sehr gute Wahl für einen ergänzenden Anzug.

Und so kombinieren Sie passend

Das bunte Knopfloch wird gerne durch ein farblich passendes Futter oder einen farbigen Absatz am Inneren des Kragenumschlags im Nacken ergänzt. Wichtiger ist natürlich die Frage, welche Accessoires wie kombiniert werden können.

Zunächst ist diese farbliche „Spielerei“ natürlich hervorragend geeignet für Anzug – Träger, die einen individuellen Stil mögen. Die Wirkung entsteht schon für sich -auch ohne Einstecktuch und Krawatte.

Ton-in-Ton – Kombinationen wirken klassisch und elegant. Kombinationen mit einer kontrastierenden Farbe erzeugen das, was ein Professor einmal „kombinatorischen Witz“ nannte.
Hier geht es um dieses gekonnte Spiel mit Akzenten.

Das bunte Knopfloch in einem gedeckten Orange lässt sich natürlich sofort zu einer Krawatte oder zu einem Einstecktuch in der gleichen Farbe kombinieren. Sind diese Accessoires dagegen einem Stahlblau mit einem dezenten Changeant gehalten, entsteht eine spannungsgeladene Wechselwirkung. Sie wird durch den Komplementärbereich hervor gerufen, in dem sich die Farben bewegen.

Gewagt oder clownesk?

Individueller Stil ist ein dünnes Eis. Nicht umsonst sagte Anselm Feuerbach

„Wer Stil brechen will, muss Stil beherrschen.“

Hierbei spielt natürlich nicht nur die Frage nach der Anzahl der Knopflöcher eine Rolle, sondern auch die Farbe. Angelehnt an die Klassik? Exzentrischer? In den meisten „Büroberufen“ wird das bunte Knopfloch in kräftigem Orange nicht so häufig zum Einsatz kommen können wie im mittleren Blau. Dies hat mit den Möglichkeiten der Kombination zu tun – und mit dem westlich – europäischen Farbverständnis.

Hier wird vielleicht mancher wohlmeinende Rat lauten „doch nicht immer so langweilig zu sein“.
Allerdings – so meine Erfahrung – wissen diese Ratgeber in den seltensten Fällen auch den Kontext einer Rolle richtig zu beurteilen.

Stehen Sie im „normalen täglichen Kundenkontakt“? Dann könnte dies für Sie ein Anhaltspunkt sein:

  • Die größte Anzahl an Anlässen und Kombinationsmöglichkeiten halten Sie sich mit einer Farbe offen, die in Ihrem Umfeld häufig zum Einsatz kommen kann. Blau, Rosé, Maisgelb – Farben, die durch klassische Accessoires immer eine gute Wahl waren, sind es sicherlich auch hier.
  • Farben, die hier nur sehr selten zu sehen sind, wie zum Beispiel Violett oder leuchtendes Grün empfehlen sich, wenn Sie schon eine gut ausgestattete Garderobe besitzen und jetzt einfach nach etwas Abwechslung suchen.
  • Der Übertritt ins Clowneske ist in den Augen der meisten Betrachter sicherlich vorhanden, wenn Sie ein weithin leuchtendes Grün mit einem ebenso aufmerksamkeitsstarken Pink kombinieren. Sind dann noch die Strümpfe grün gemustert (oder gar nicht vorhanden) und die Knöpfe des Jacketts von deutlicher Auffälligkeit, wird die gewünschte Wirkung wohl eher nicht eintreten. Zumindest hätten Sie das Ganze dann auch billiger haben können.

Das bunte Knopfloch lebt auch von der Kenntnis des „Zuviel“. Es lebt von einem präzise ausgeleuchteten Rollenverständnis – und der Umsetzung in den angemessenen Stil. Der Übertritt ins Unpassende entsteht durch

  • ein „Zuviel“ an Farbe
  • ein „zu bemüht“ in der Anzahl der Akzente
  • ein „zu exaltiert“ in einem Umfeld des Understatements

Im Business? Diese Farben gehen…

Bei der Farbwahl für das bunte Knopfloch empfehlen sich alle Farben, die Ihren individuellen Stil ergänzen. Satte Töne und Töne mit hoher Leuchtkraft akzentuieren stärker als gedeckte Töne, die auch seltener zu sehen sind.

  • Blautöne, gerne auch markant
  • Gelb, von hell-gelb bis maisgelb
  • Orange, gerne auch gedeckt und leicht kühl in der Wirkung
  • Rosé- sowie Pink – Varianten
  • Elfenbein und Off-White
  • Beige
  • Brauntöne, die nicht trist wirken z.B. ein warmer Karamell-Ton
    (so, wie die Farbe dieses Autos z.B.
  • Rot, bitte dann auch in einer raffinierten Schattierung

.. und diese eben nicht…

Einen Ton wie Neongrün sollten Sie nur dann tragen, wenn es der Logofarbe Ihres Hauses entspricht – und Sie Werbung laufen wollen. Oder Sie der Inhaber DER Trendagentur schlechthin sind. Oder der Clubbesitzer DES urbanen Hotspots – oder so ähnlich.

Farben, die bereits durch einen großen Bekanntheitsgrad „belegt“ sind, verfehlen die gewünschte Wirkung auch sehr schnell. So ist zum Beispiel die Farbe Magenta ein wundervoller Ton. Leider werden ihn die meisten Menschen mit einem Telefon – Anbieter in Verbindung bringen.

Orange kann sehr gut aussehen. Ähnelt es allerdings sehr  stark der Uniform der hiesigen Müllabfuhr, könnte der Effekt „kippen“.

Zu welchen Anlass passt es?

Das bunte Knopfloch lässt sich zu vielen Gelegenheiten tragen. Im Alltag, bei Kundenterminen, zu Vortragsveranstaltungen und in der Freizeit wirkt es distinguiert. Allerdings gibt es auch Anlässe, zu denen Sie auf diesen spielerischen Akzent verzichten sollten: Zu sehr formellen Anlässen und zu sehr ernsten Anlässen wirkt Understatement einfach besser.

Die bestangezogenen Männer aus 2020?

Vorbei sind die Zeiten, als ein Modekritiker namens Richard Blackwell die Looks der Promis ins Visier nahm. Der scharfzüngige Stilkritiker prämierte auf seiner Liste die schlechtesten, aber auch die besten Looks.

So setzte er mit seinen Begründungen auch humoristische Akzente. (Bitte sehen Sie mir hier den Ausflug in die „Damenmode“ nach.)  Elisabeth Taylor zum Beispiel beschrieb er einmal mit den Worten

„Sie sieht aus wie eine Zahnpasta-Tube, auf die versehentlich jemand in der Mitte gedrückt hat.“

Der Star konnte übrigens mit den bissigen Worten des Kritikers gut leben: Auch, wenn ihr weißes Kleid vielleicht etwas zu „gewollt“ wirkte, ist ihr der Rang der „letzten echten Diva“ nie genommen worden. Ob die Herren auf der Liste von „GQ“ auch das Zeug zur Legende haben?

Fazit:

Das bunte Knopfloch ist der ideale Akzent für einen legeren, zeitgemäßen und eleganten Stil.
Es eignet sich ideal für den Business – Alltag ebenso wie für den abendlichen Anlass.
Töne mit einem Twist, also einer unerwarteten Farbwirkung wirken besonders gut.

Klassische Kombinationen mit Krawatte und Einstecktuch entstehen durch Ton-in-Ton – Looks.
Kombinationen in Komplementär – Farben erzeugen mehr Spannung und Aufmerksamkeit.

Wichtig ist bei diesem Look, dass keine Übertreibung durch zu viel Farbe oder zu viele Akzente entsteht. Deshalb wird er auch gerne in einer Understatement – Variante eingesetzt: Lediglich das Knopfloch am Revers und das unterste am Ärmel des Jacketts sind bunt. Ebenso stilvoll können natürlich auch durchgängig bunte Knopflöcher am Ärmel wirken – oder auch andere Varianten. Wofür Sie sich auch immer entscheiden: Mit der Regel von Anselm Feuerbach wird der Stil vollendet.

Kontakt: 
Patrizia Becker
Mail:Info@erfolgmitstil.de
Mobil:01752245146

 

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