Genau, Sie haben richtig gesehen. Ich habe nach Ihrem Maß an Bestechlichkeit gefragt.
Dabei ist es nicht das liebe Geld, was ich vor Augen habe, sondern eine andere Währung.
Eine nicht reproduzierbare, einmalige Währung. Eine Währung, die Sie angreifbar macht.
Cut. Szenenwechsel.
Der Weg nach oben früher: Ohne die Hebelwirkung der “Diskretion”
Jede Gesellschaft und jede Zeit hat ihre Hebelwirkungen. Noch bei unseren Eltern in den Zeiten der Industriegesellschaft gab es nur vier Möglichkeiten, sich nach oben zu begeben:
- Man war schon da geboren
- Die Heirat
- Harte ehrliche Arbeit
- Nennen wir es beim Namen: Betrug
Die Parole galt: “Lerne einen ordentlichen Beruf und arbeite hart, dann wird aus Dir auch was.”
Allerdings war das auch die Zeit, als der Briefträger des Ortes noch eine taubenblaue Uniform trug und über 30 Jahre hinweg im gleichen Revier seinen Dienst versah. Als fest verankerte Berühmtheit des „Tribes“ sozusagen. Er hatte seinen Platz in den Herzen. Er war „DER BRIEFTRÄGER“. Ein klein wenig neugierig war er manchmal, aber keineswegs käuflich. Zu Weihnachten gab’s für ihn Geschenke. Cut. Szenenwechsel.
Der Rausch der Diskretion
Diskretion verleiht jedem Vorgang den Glanz des Bedeutungsvollen, Erhabenen. Was diskret ist ist ein Geheimnis, hat schon immer schneller Verbreitung gefunden als das, was ruhig jeder wissen durfte. Das war nämlich uninteressant – und in der Regel wertlos. Die Diskretion berührt. Schnell. Tief. Mit der Präzision eines Lasers.
Mit der Wissensgesellschaft hat auch die Trivialisierung Einzug gehalten: Was „anno dunnemals“ nur schwer in stickigen Bibliotheken zu finden war ist heute per Knopfdruck zu bekommen.
Wissen kann jetzt jeder haben. Zugänglich machen kann es auch jeder. Dahin ist die Vormacht-Stellung des Gelehrten und der Medien. Wir hängen an anderen Lippen….
Der Wert, der mit der Diskretion verbunden ist ist endlich: Da lässt sich nichts drucken, nichts klonen.
Vielleicht ist es das, was ihren Schutzbefohlenen schnell den Wert einer blauen Mauritius verleiht: Es geht um das, was man nicht aussprechen kann, um eine einmalige Tiefe. Die Unwiederbringlichkeit eines Momentes.
Um Gefühle, die weit bis in unsere Zukunft hineinreichen. „The moments we were bound to share will echo through the years“ hat Louis Armstrong sie einst besungen. “Die Momente, die wir miteinander teilen durften werden ihr Echo in die nächsten Jahre hinein hören lassen.“
Intimität. Ein Moment der Stille, der sich nur meinem Inneren erklärt oder zwischen Menschen.
Plötzlich ist er zur Währung geworden, dieser Moment der Intimität. Bringt Aufmerksamkeit. Image.
Sofort. Geht viral. Macht mich zu jemandem. Nach oben kommen, populär sein war noch nie so einfach.
Auf Instagram und Facebook. Überall, wo wir alle ein klein bisschen neugierig sein können. Cut. Szenenwechsel.
Der Preis des Ruhms ist die Preisgabe
Wie das Wort „Preisgabe“ schon sagt, gibt man etwas preis. Früher hätte man vom „Versilbern“ gesprochen, aber so einfach ist das nicht – die Währung ist unsichtbar.
Ich habe nie vergessen, was ich über den Schmetterling gehört habe: Wir können das Farbenspiel seiner Flügel anschauen und uns von dem Anblick berühren lassen. Versuchen wir aber, den Schmetterling in die Hand zu nehmen, berühren wir dabei seine Flügel, verlieren diese ihre Farbe.
Der Schmetterling verliert an Ausdruckskraft, einen Teil seiner Identität.
Vielleicht klingt es sehr poetisch, für wahr halte ich es trotzdem: Manche Momente sind genauso wie die Farbe auf diesen Schmetterlingsflügeln. Geben wir sie Berührungen preis, für die sie ursprünglich nicht bestimmt sind, nehmen wir uns selbst einen Teil unserer inneren unserer Ausdruckskraft. Damit auch einen Teil unserer unwiederbringlichen Momente, deren Stille uns immer wieder zu uns selbst zurückfinden lässt. Dieses Gefühl ist wie ein Platz, an den wir immer wieder kommen können, um mit uns selbst verbunden zu bleiben. Dieser Moment gibt uns Kraft kann eine Basis sein, um später weiter als Identität darauf aufzubauen.
Indem wir diese Momente einer großen Anzahl von Menschen zugänglich machen verringern wir diese Möglichkeit deutlich.
Wieviel Zugänglichkeit eine Persönlichkeit geben kann ist absolut unterschiedlich. Da braucht jeder eine andere Distanz, ein anderes Maß an Einsamkeit oder Alleinsein. Das richtige Maß an Diskretion beruht immer auch einer persönlichen Wohlfühldistanz.
Ob unbedingt die ganze Instagram-Gemeinde zusehen muss, wenn man als Familie in der Badewanne hockt weiß ich auch nicht. Ich verstehe auch nicht ganz, warum Leute sich über immer mehr Kamera-Überwachung aufregen aber ihr Privatleben ganz den Selfies hingeben.
Promi-Bonus? Diskretion schützt vor Angreifbarkeit
Je größer der Bekanntheitsgrad einer Person ist um so interessanter ist ihr Privatleben.
Dieser Dynamik hat sich bisher noch niemand entzogen.
Diskretion ist schwierig wieder herzustellen, wenn sie einmal aufgegeben wurde.
Hier wird von vielen Menschen eine ausgeprägte „Besitzstands-Denke“ gelebt.
Was bei mir im Wohnzimmer ist oder auf dem Bildschirm besitze ich ja quasi. Zumindest gefühlt.
Freundschaft lebt auch von der Kunst der Distanz.
Was ist für Sie unverkäuflich? Wie die Diskretion Ihre materiellen Werte schützt
Menschen, die ihre unsichtbaren Werte nicht schützen setzen auch ihre äußeren Werte unnötig größerer Angreifbarkeit aus. Ein Beispiel hierfür ist die Prahlerei. Wer unbedingt mit seinem XXXL-Flatscreen, seiner Vase aus der Ming-Zeit und einer goldenen Schampus-Flasche angeben muss erhöht die Gefahr eines Überfalls oder Einbruchs.
Wer die Schönheit eines Momentes zuerst der Beobachterperspektive weiht verkauft sie für – ja für was genau?
Diskretion auf „ganz prominent und privat“
Caroline von Monaco hat hart darum gekämpft, nicht überall „abgeschossen“ werden zu können.
Mit ihrer erwirkten Urteilsfindung hat sie das Gesetz für alle auf eine neue Grundlage gestellt: Seitdem gilt „Öffentliches Interesse – privates Interesse“. Der Unterschied kann den Zentimeter des Gartenzaunes betragen. Schutz der Persönlichkeit ist mitunter Haarspalterei. Sie, die dieses Problem der zu geringen Aufmerksamkeit niemals hatte brauchte einen Anwalt um sich zu schützen.
Privat, das sind ja auch mal die anderen. Angenommen, Sie sind bei Freunden eingeladen und es gibt dort einen Wahnsinns-Garten. Zen, Park oder Gartenzwerg-bestückt: Ist es ok, da einfach zu fotografieren? Handy raus und ab geht’s?
Hier gilt, auch, wenn es sich nicht um Berühmtheiten handelt die „Caroline-von-Monaco“-Regel:
Hinter dem Zaun (oder der Tür) ist privat.
Treffen Sie eine Horde Kumpels, die ausgemachte Poser sind wünsche ich Ihnen – und Ihren Kumpels – viel Spaß beim Selfie-schießen und „Anspannen“.
Sind Ihre Freunde das nicht, sollten Sie erst fragen.
Denn für Sie ist es nur eine “geile Schwert-Sammlung“.
Für Ihre Gastgeber ist es die Privatsphäre, die sie vielleicht mit Ihnen, aber nicht mit der Außenwelt teilen wollen.
Die Kunst der Freundschaft ist auch die Kunst der Diskretion.
Sie wünschen sich mehr Erfolg auf dem gesellschaftlichen oder beruflichen Parkett?
Sie wollen nie wieder unsicher sein?
Rufen Sie heute noch an.
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