Houbigant – die französische Legende

Zwischen Marie-Antoinette und Monte Carlo
Houbigant ist seit Jahrhunderten der Lieferant für Königshäuser. Es zählt zu den größten Zielen eines Parfumeurs, einen Klassiker zu prodizieren. Houbigant tut mehr als das - seit Jahrhunderten

Houbigant ist in mehrfacher Hinsicht ein Phänomen in der Welt des exklusiven Lifestyles. Wie kein anderes Unternehmen hat die Marke es geschafft, über mehrere Jahrhunderte eine bewegte Historie zu umklammern.

Wollte man die Entstehung des Parfums in drei historische Abschnitte unterteilen, erschienen da wohl

  1. die erste Verwendung durch gottgleiche Machthaber
  2. die Säkularisierung und
  3. die Gründung von Houbigant.

Das andere Phänomen, welches Houbigant denkwürdig macht, ist seine Rolle in der Historie des franzöischen Adels: So wird berichtet, dass Marie – Antoinette bei ihrer Hinrichtung drei Phiolen des kostbaren Elixieres bei sich trug. Sie sollten ihr Kraft geben.

Gibt es bei Unternehmen und Banken ein „too big to fail“, so gibt es bei dieser Art von Unternehmen sicherlich ein „too wonderful to fail“. Doch gehen wir der Reihe nach…

Historie? Eindeutig Duft – Adel

Ein Start-Up eröffnet seinen Pop-Up – Store, kloppt mit einem Nagel ein Fivver-Logo über den Eingang und ist kurz darauf an der Börse notiert. So ungefähr begann, was heute, vier Jahrhunderte später, immer noch für unbeschreibliche Düfte steht.

Natürlich umweht heute der Hauch des Exklusiven diesen Start – und natürlich befindet sich die erste Geschäftsadresse auf der wohl exklusivsten Einkaufsmeile Frankreichs: Es ist die Rue Faubourg – Saint Honoré, die die Geburtsstunde des ehrwürdigen Dufthauses erblicken sollte. Hier, so berichtet die Geschichte, schlug Jean-Francois Houbigant eine selbst gezeichnete Vignette über der Eingangstür des Stores ein.

Der ehemals klassische Verlauf von Gründungen („Den 1. den Tod, den 2. die Not und den 3. das Brot“) brauchte Houbigant nicht zu fürchten: Von Beginn an konnte sich das Dufthaus die Kundschaft des europäischen Adels sichern. Houbigant… das war, als lässt man einen Geist aus der Flasche.
Sogar Napoleon soll das Haus aufgesucht haben: Im Jahr 1815 während seines dreimonatigen Aufenthaltes in Paris. Es war nur konsequent, dass die Königshäuser Frankreichs und Englands sich die Expertise des begnadeten Parfumeurs sicherten: Houbigant durfte sich mit dem Wappen der Herrschaftshäuser schmücken, da ihm der Titel eines königlichen Hoflieferanten verliehen wurde.

Mit dem enormen Erfolg geht meistens auch ein Umzug einher, welcher bei Houbigant unter der Ägide des neuen Parfumeurs erfolgte. Das mondäne Viertel Neuilly-sur-Seine sollte die neue Heimat werden. Paul Parquet erweiterte das Unternehmen nicht nur zahlenmäßig, sondern auch um einen Meilenstein der Parfumerie: Fougère Royale legt bis heute den Standard für einen Duft auf Basis des Farns. Paul Parquet war ein Innovator. Auf sein Konto geht auch die Verwendung synthetischer Duftnuancen. Die Strahlkraft des Mitinhabers von Houbigant geht weit über seine Schaffensperiode hinaus. Der bis heute bedeutende Parfumeur könnte salopp auch als Steve Jobs der Duftwelt bezeichnet werden.

Konsequenterweise entstanden im Haus Houbigant Klassiker wie Quelques Fleurs und Chantilly. Der Duft „Mon boudoir“ wurde sogar zum lebenslangen Lieblingsduft einer Adligen, deren Wurzeln in Deutschland sind: Prinzessin Marie Alexandra Victoria von Edinburgh war die Frau von Ferdinand von Hohenzollern-Sigmaringen. Sie war die Königin von Rumänien. Darüber gilt die Monarchin bis heute als begnadete Autorin von Büchern, die den Status eines Klassikers genießen.

Die Unterstützung durch den Consultant Michele Perris begann Anfang der 70-er Jahre und führte zur Übernahme des Unternehmens im Jahr 1981. Es sollte das letzte Familienmitglied der Familie Houbigant sein, welches die Übergabe an Perris vollzieht.

Es ist dem passionierten Einsatz der Familie Perris zu verdanken, dass der Name Houbigant heute altehrwürdig, dabei nicht „aus der Zeit gefallen“ erscheint.
Verschiedene Düfte wurden respektvoll an das zeitgemäße Verständnis angepasst. Dabei ist es stets gelungen, die Distinguiertheit der Marke zu bewahren: Houbigant ist keine Discounterware.
Düfte von Houbigant sind ausschließlich in den exklusiven Häusern weltweit erhältlich.

Die Marke wird heute aus Monte Carlo heraus vermarktet, wo der Sitz des italienischen Familien – Unternehmens Perris ist. Es ist ein Unternehmen, welches sich dem großen Geist der gehobenen Parfumerie verschrieben hat: Es ist der Duft selbst, der im Mittelpunkt steht. Ein Duft, der als Kunstwerk verstanden und gelebt wird – nicht als trendige Saisonware eines It-Labels.
Houbigant wird durch die Familie Perris in über 37 Ländern repräsentiert.

Berühmte Düfte des Hauses Houbigant

Fougère Royale

Der Herrenduft wurde ursprünglich im Jahre 1881 konzipiert. Seinerzeit als ledrig – würziger Duft lanciert, bildet er heute eine frischere und grüne Note ab.

Seine Kopfnote klingt mit Lavendel und Bergamotte noch vertraut – viele Düfte weisen diese Ingredienzien auf. Marokkanische Kamille und mediterrane Kräuter jedoch verleihen diesem Duft von Anfang an etwas unvergleichliches.

Die Herznote erscheint ca. 15 – 20 Minuten nach dem Auftragen und vereint die Nuancen Gartennelke, Rosengeranie, Mairose Absolue, Rondoletia (ein Strauch, der über kleine roséfarbene Sternförmige Blüten verfügt – alle in Doldenform zusammengefasst. Rondoletia ist ein Klassiker mit mildem Duft.) Zimt gibt der Herznote des Houbigant – Duftes eine würzige Nuance.

Die Basisnote vereint in sich das Absolue von der Tonkabohne (ein zarter Vanilleduft), des Muskatellersalbei und des Mastixharzes. (Diese Harzart geht zurück bis in die Zeit der alten Ägypter, wo sie zur Mumifizierung der Toten sowie als Zutat für Kulthandlungen Verwendung fand. Medizinische Anwendungen folgten diesem ursprünglich rituellen Bestandteil.) Amber, Eichenmoos, Cumarin und Patchouli ergänzen die Basisnote des Duftes.

Die Haltbarkeit und die Sillage haben mit der ursprünglichen Kreation von 1881 nur noch wenig gemein. Sie wurden an ein zeitgemäßes Verständnis von Düften angepasst. Der klassische Tagesduft, bzw. der Büro – taugliche Duft lebt von einer geringeren Reichweite. (Hier ist von der Sillage die Rede. Es wird an den meisten Orten als unangemessen empfunden, wenn drei Meter weiter noch der Duft wahrnehmbar ist. Die persönliche Nähe, die Distanz einer persönlichen Begegnung wird hier als ideal empfunden. Dies gilt für die meisten Orte der westlichen Gesellschaft, sowie für das Tages – Geschehen.) Der Duft wird von den meisten Trägern als gut haltbar bewertet.

Der elegante Duft wurde von Rodrigo Flores–Roux komponiert. Der Parfumeur kreierte bereits für zahlreiche bekannte Namen der Mode – Welt, darunter auch Donna Karan und Tom Ford.

Quelques Fleurs – Jardin Secret

Dieser Duft birgt in sich ein Erlebnis. Er fasziniert von der ersten Sekunde an mit den Noten Bergamotte, Neroli und Mandarine. Vielleicht liegt es an dieser Melange aus Wärme und einer kapriziösen Leichtigkeit, die einen vom ersten Moment an umgibt?

Die Herznote umfasst die Nuancen Magnolie, Jasmin, Iris, Ylang-Ylang sowie die Absolues der Narzisse, der Orangenblüte und der Zentifolie. (Dies ist eine im Duftbereich häufig verwendete Rosenart, die zudem auch sehr poetisch aussieht.)

Weißer Amber, Moschus und Sandelholz schließlich vereinen sich mit Ambrette-Samen zur Basis – Note. Diese hat eine angenehme Haltbarkeit und eine sinnliche Wärme. Dieser Duft von Houbigant wird als blumig – pudrig beschrieben, was inhaltlich wohl richtig, jedoch viel zu banal ist.

Das Großartige dieses Duftes liegt meiner Ansicht nach in seiner Wärme, seiner untergründigen Distanziertheit und Kapriziosität. Vielleicht ist es dieser persönliche Freiraum, den ein Kommentator als Reminiszenz an die Bohemien beschrieb.

Der Parfumeur ist Lucca Maffei. Er erlernte sein Handwerk am legendären Institut Roure, an der Schule für Parfumeure unter Francoise Marin. Von Beginn an war er für Perris tätig, wo er einige Düfte komponierte oder neu auflegte. (So unter anderem auch „Mon Boudoir“, der bereits erwähnten Lieblings – Essenz der Königin Maria von Rumänien.)

Einkaufsquellen für Düfte von Houbigant

Diese Düfte haben etwas Faszinierendes an sich: Sie zählen zum Kulturgut mindestens genauso sehr wie zu den Lifestyle – Artikeln. Es sind olfaktorische Kostbarkeiten, in denen sich die große Historie des Dufthauses Houbigant widerspiegelt.

Ich empfehle Ihnen bei Interesse, dass Sie sich für eine Beratung mit Zeit bewaffnen. Meiner Erfahrung nach bieten hier Inhaber – geführte Parfümerien  oft ein herausragend gutes Beratungserlebnis.
Gönnen Sie sich – wenn möglich – eine Beratungszeit in einer ausgesuchten Parfümerie.
Lassen Sie sich den Duft Ihrer Wahl vorstellen und vergleichen Sie ihn mit anderen Düften.
(Es wird empfohlen, bis zu fünf Düfte bei einem Besuch auszuprobieren. Beim Versuch, den 6. Und 7. Duft nun auch noch zu analysieren schwindet das Unterscheidungsvermögen etwas.)

Bewaffnen Sie sich nicht nur mit Zeit, sondern auch mit der Bereitschaft, für einen Duft von Houbigant etwas mehr zu investieren: Es sind nicht die Namen der Stars und Sternchen, die hier ihren Glanz entfalten. Es ist kein trendabhängiges Saison-Produkt, welches Sie hier erwerben. Es ist ein Duft, der über Jahrhunderte hinweg die Klasse hat, gekrönte Häupter zu begleiten.
Und es ist auch ein diskreter Erweis Ihrer Kultiviertheit…

 

Kontakt:
Patrizia Becker
Mail: Info@erfolgmitstil.de
Fon: 0175 2245146

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