Der Kampf um die besten Talente fordert Führungskräfte: „Heute ist das alles anders. Heute werden die in Watte gepackt.“ So die Aussage einer Führungskraft über die Azubis im Unternehmen.
Stimmt, der Umgang mit den Mitarbeitern – auch besonders mit den jungen Leuten – hat sich geändert. Früher gab es einen kräftigen A… – nun, Sie wissen schon. Heute? Gefährlich! Der junge Mitarbeiter könnte sich beschweren, oder sogar abwandern. Vielleicht geht sie oder er auch einfach nur in die innere Kündigung oder wieder mal in „gelben Urlaub“. Schien früher bei den Umgangsformen am Arbeitsplatz wichtig zu sein, dass der Mitarbeiter sich gut benimmt, ist es heute wichtig, dass der Chef sich gut benimmt?
Erhöht der Kampf um die besten Talente den Druck auf die Führungskraft?
Fest steht: Der Druck auf die Führungskraft hat sich erhöht. Die Manpower ist knapp kalkuliert und deshalb müssen die Faktoren so zusammenspielen, dass die engen Zeitpläne eingehalten werden.
Ansonsten leidet die Qualität des Service, die Stimmung unter den Kollegen, die Motivation des ganzen Teams.
Die geänderte Erwartungshaltung birgt in sich Sprengstoff:
Der Aufbau in den vergangenen Jahren verlangte Selbstverleugnung, Selbstdisziplin und innere Formbarkeit. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ war wohl der meistzitierte Satz. Nun stehen Menschen mit dieser Lebensleistung einer Generation gegenüber, die alles „auf Knopfdruck bekommt und nicht nur ernährt, sondern auch noch unterhalten werden will“.
Hatte man früher einen Lehrer, heißt der heute „motivierender Speaker“.
Inspiration statt Lernerfahrung? Mindpower statt Bodenhaftung?
Zuerst einmal glaube ich an eine Wahrheit: „Sprich zum König in einer Person und der König kommt raus, sprich zum Bettler und der Bettler kommt raus.“
Was sehen wir in den jungen Leuten? Was fühlen wir, wenn wir ihnen gegenüberstehen und sie beobachten? Sie haben richtig gehört, ich habe das wirklich so gefragt. Denn ich glaube, dass die jungen Leute das fühlen, was wir auch fühlen. Sehen wir in ihnen unseren Reichtum, und halten wir sie für kostbar, werden sie das spüren. Vielleicht ist meine Ausdrucksweise für Sie ein wenig prosaisch, dies hat auch seinen Grund.
Ich musste einer Iranerin begegnen, um den Satz zu hören „Unsere Kinder, das ist unser Reichtum – unsere Jugend, das ist unsere Zukunft.“ Vor- und nachher habe ich nie so etwas gehört.
Gegen diese Sichtweise kommt niemand an. Sie schafft eine Atmosphäre der Wertschätzung. Und diese schafft wiederum eine Gesprächsgrundlage.
Im Mitarbeitergespräch: Der Kampf um die besten Talente geht übers aufmerksame Zuhören
Wieviel innere Aufmerksamkeit haben wir, wenn wir jungen Leuten zuhören?
Haben sie unser konzentriertes, konkurrenzfreies Zuhören, wenn wir mit ihnen im Gespräch sind? Oder reden nur wir und das nach vorgegebenen Abläufen?
Eins habe ich immer gesehen: Wenn man die Gedanken junger Leute ernst nimmt gewinnt man sie. Ihre Gedanken aufzugreifen und gemeinsam mit ihnen in die Zukunft zu denken ist herausfordernd, gleichfalls ebnet es den Weg zu gemeinsamen Zielen.
Gemeinsame Ziele sind so etwas wie der Klebstoff zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. Sie sind der Gegenpart zum Sprengstoff, der sich zwischen den Gepflogenheiten des Industrie- und des Wissenszeitalters aufbaut. Auch, wenn es noch viele andere Faktoren gibt, ich bin überzeugt, dass hier eine leicht angreifbare Schlüsselqualität ist.
(Bild: fotolia)