Manipulation ist ein umstrittener Begriff. Bei den einen löst er den Reflex der Selbstverteidigung aus: „Wir werden alle manipuliert – an vielen Stellen.“ heißt es da bei mancher Verhandlungsstrategie. Bei den anderen stößt er auf jede Menge inneren Widerstand: Manipulation wird oft als kriegerische Handlung empfunden, die Schwäche und Unwissenheit des Gegenübers ausnutzt.
Irgendwo zwischen Überzeugungskraft und Vernebelungstaktik spielt sich ein Kampf auf der Zielgeraden ab: Verdeckte Strategien mit zerstörerischer Wirkung für die Beteiligten lähmen Teams in ihrer Zielerreichung und verhindern transparente Prozesse. Die Folge sind Ressentiments bis hin zur inneren Kündigung und Selbstschutzmaßnahmen bis zur Grüppchenbildung im Team.
All diesen Strategien liegt eine Gemeinsamkeit zugrunde: Es ist ein Einbruch, der oft nur sehr schwer nachzuweisen ist. Ein Einbruch, der über das Ausschalten von Wachsamkeit und Souveränität der Handelnden führt, schadet langfristig mehr als ein Einbruch mit Bohrer und Stemmeisen.
Das leise Waffenarsenal des VUCA-Zeitalters
Angelangt im obersten Drittel der Maslow’schen Pyramide (1) optimieren wir uns hauptsächlich selbst. Das zeigt, zu welchen Leistungen wir Menschen fähig sind. Die Herausforderungen, die wir auf dem Weg gestemmt haben, sind enorm!
Gleichzeitig hat sich natürlich nicht nur die positive Entwicklung hierhin verlagert, auch das Waffenarsenal ist umgezogen: Lax formuliert könnte man sagen, dass es sich seiner zeitgeistlichen Umgebung angepasst hat.
Selten habe ich zum Beispiel so häufig den Begriff „passiv-aggressiv“ gehört wie in den letzten Jahren. Zum Beispiel hat die Fähigkeit, jemanden durch mangelnde Flexibilität und subtile Ausgrenzung auszubremsen, allgemein deutlich zugenommen. Konkret wird das beim Thema Mobbing sichtbar: Die Taktik der schwer nachzuweisenden feinen Nadelstiche sei hier nur zur Anschauung genannt: Sie kann in einem Vorenthalten von Informationen bestehen.
63% der Mitarbeiter beklagen diese Vorgehensweise laut einer Erhebung des Portals Statista aus dem Jahre 2016. (2) Diese Manipulation des Kollegen oder Mitarbeiters besteht in einer zielgerichteten Ausgrenzung. Das Ergebnis? Neben einer mangelnden Entscheidungsgrundlage besteht es auch in sozialer Ablehnung. Schenkt man wissenschaftlichen Studien Glauben, wirkt diese sich ähnlich aus wie körperlicher Schmerz.

Die Chronik einer Manipulation: Unterton, Ausweichmanöver
und Zugangsmonopole
Jürgen hatte sich das etwas anders vorgestellt: Ursprünglich hatte ihm sein neuer Job richtig viel Spaß gemacht. Im Bereich des Business Development hatte er bald nach seinem Antritt einige neue Impulse eingebracht und fand die Entwicklung insgesamt wirklich zufriedenstellend.
Mit den anderen im Team kam er von Anfang an gut aus. Während des einen oder anderen Feierabend-Bierchens wurden die Gespräche auch mal tiefer, was das Gefühl der idealen Wirkungsstätte für ihn noch vergrößerte. Insgesamt war das Unternehmen um eine menschliche und zeitgemäße Kultur bemüht. So stellte es auch kein Problem dar, wenn er, um seine Kinder zu sehen, einfach mal freitags um 12 Uhr verschwand oder ganz frei machte. Gerne blieb er dafür mal länger, war doch keine Sache…
Vergangenen Sommer jedoch begannen sich die Dinge zu ändern:
Die amerikanische „Mutter“ wurde in seiner Budgetierung zunehmend restriktiver.
Für die ohnehin schon geringe Anzahl an europäischen Standorten wurde die Finanzdecke so merklich dünner.
Auch, wenn niemand den Gedanken an ein Wettrennen auf Leben und Tod laut äußern wollte, drängte er sich doch zunehmend auf.
Und noch etwas drängte sich auf: Die zunehmend ernste Mine des Chefs. Im Run um den Siegerpokal schien es keine Geschenke zu geben….
Martin, der Leiter dieses Standortes, war zwar noch nie der „chronisch gut gelaunte“ Typ gewesen, jedoch war sein Ausdruck früher von Ruhe und fokussierter Spannkraft geprägt. Zunehmend wich dieser jetzt einer untergründigen Angespanntheit. Martin wirkte im Lauf der Zeit mitunter regelrecht zerfahren und tief innerlich müde.

Vor dem Hintergrund dieses Szenarios trat Frank auf den Spielplan. Frank, der Neue. Zu Beginn herrschte nur an der einen oder anderen Stelle im Team leichte Verwunderung über sein Auftreten: Fachlich nicht die „hellste Kerze auf der Torte“ , schien er diese Delle durch Lautstärke wett machen zu wollen. Dabei war sein Entrée im Team schon so, dass er zumindest einmal kurz mit jedem redete…
Frank war auf eigentümliche Weise stillos.
Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass er einfach nicht aufhören konnte, seine Individualität zu betonen: Zu vielen Details haftete der schale Geschmack von „wannabe“ an: Seine Kleidung zeichnete sich durch eine Überbetonung seines individuellen Geschmacks aus – jeden Tag. Die künstlich wirkende Artikulierung seiner Ausführungen ließ einige Kollegen in Meetings innerlich die Augen rollen. Im Verlauf der nächsten Wochen verlagerte er seine Kommunikation (und Nonchalance) zunehmend in Richtung der Geschäftsführung – mitsamt Sekretariat.
Frank nervte.
Aber er hatte etwas, was ihn gefährlich machte: Frank war bezüglich seiner Forderungen hemmungslos und sozial äußerst intelligent. Dort, wo andere sich irgendwann zurück gehalten hätten, trat er auch noch ein drittes und viertes Mal in Erscheinung. Zunehmend unterbrach er mit seinen geschickten Halb-Wahrheiten die anderen Team-Mitglieder. Irgendwann war es fast unmöglich, eine Sicht darzustellen, ohne sich mit Frank anlegen zu müssen. Und weil das doch vielen Team-Mitgliedern zu nervig war, schalteten sie zunehmend ab…
Auch Jürgen, der sich immer gerne engagiert hatte, und aufgrund seiner umgänglichen Art beliebt war, beschränkte seine Kommunikation mittlerweile auf einen möglichst kleinen Kreis von Leuten. Irgend etwas hatte sich in der letzten Zeit im Klima verändert…
Frank schwadronierte. Überselbstbewusst.
Eigentlich konnte sich auch niemand so recht erklären, woher seine Fähigkeit kam, die Arbeit der anderen genau im richtigen Moment als „sein Ergebnis“ anzudienen. Er schaffte es einfach irgendwie, sich als Stichwortgeber für Lösungen zu präsentieren. Wer sich von dem Gedanken beruhigen ließ, dass Franks großspuriges Auftreten ihn zumindest für leise Raffinesse und verdeckte Aktionen untauglich machte, irrte: Irgendwann sah man Frank und Martin, den Chef, häufiger zusammen essen gehen….
Das war das erste Mal, dass jemand den Begriff „Manipulation“ ins Spiel brachte…
Die unerklärliche Anziehungskraft, die Frank auf Martin ausübte, ließ ihn für den im Laufe der Zeit für ihn zu einer Art Gesprächspartner auf Augenhöhe werden. Niemand hatte diesen Zugang zu den erfolgskritischen Abwägungen von Martin. Mit einer Mischung aus Nebelkerzen, zermürbenden Aktionen in Richtung der Kollegen und Instinkt für Martins angreifbare Momente hatte sich Frank ein Zugangsmonopol verschafft.

Eine gesunde Unternehmenskultur lebt von Früherkennung der Manipulation – und Stil!
Ein Klima, in welchem Innovationen gedeihen sollen, lebt von der Früherkennung dieser Machenschaften. Da ist es ein bisschen wie mit den Pilzen: Zu jedem essbaren Pilz existiert ein giftiges Pendant.
So existiert auch zu jedem integren und wirkmächtigen Handeln eine toxische Kopie. Mit etwas Übung lässt sich diese erkennen und in einen deutlichen Gewinn für das Team verwandeln.
Wer immer nur auf seine Mitmenschen hört, wird mit der Zeit schwerhörig für seine innere Stimme.(Verfasser unbekannt)
Die Voraussetzung ist, dass stilvoll mit ihr umgegangen wird.
In den folgenden Beispielen möchte ich beleuchten, wie Manipulation als Taktik funktionieren kann.
Drei Beispiele für Manipulation
- Andere auf Nebenkriegsschauplätze ziehen, um sie abzulenken und sie zu ermüden
Zu den größten Fähigkeiten einer Führungskraft zählt die Fähigkeit zur Priorisierung.
Das Wichtige vom weniger wichtigen unterscheiden zu können und zwischen sofort handeln, delegieren und aussitzen unterscheiden zu können, ist eine Grundlage für das Erreichen eines Zieles.
Das steht so wohl auch im Lehrbuch für Manipulation, denn hier liegt einer der Haupt-Angriffspunkte: Ablenken, in Nebensächlichkeiten verzetteln lassen – irgendwann mal bekommt dann auch erfahrungsgemäß jeder Hunger …
So schwinden kostbare Ressourcen wie Konzentrationsfähigkeit, Fokussiertheit und die enge zeitliche Nähe zwischen Entscheidung und Handlung – bis auf der Zielgeraden keine oder nur noch wenig Kraft übrig ist, die erfolgskritischen Handlungen zum richtigen Zeitpunkt vorzunehmen.
Die Manipulation muss dabei nicht wirklich auffällig sein: Oft reicht es schon, positive Eigenschaften wie Interesse am Wohlergehen anderer Menschen und Offenheit auszunutzen.
Das Spiel auf Zeit, wie diese Technik der Manipulation auch heißen könnte, ist in „Die Kunst des Krieges“ von Tsun Tsu so umschrieben worden:
„So zeigt sich die Kunst der Ablenkung darin, einen langen, gewundenen Weg zu nehmen, nachdem man den Feind fortgelockt hat, und das Ziel vor ihm zu erreichen, obwohl man nach ihm aufgebrochen ist.“ (2)
2. Degradierung in den eigenen Augen herbeiführen
Das Ergebnis der Manipulation muss nicht sehr offensichtlich sein. Es kann zum Beispiel darin bestehen, dass ich den Glauben an mich selbst verliere. Mit einem geringen Selbstvertrauen werde ich nicht mehr die gleichen Ziele ansteuern wie voller Selbstvertrauen und Mut.
So ist eine geringe Selbstwirksamkeit auch eine wesentliche Grundlage für Depression: Das Gefühl, wenig bis nichts ändern zu können und ausgeliefert zu sein, bewirkt schnell massive Niedergeschlagenheit.
Im Zusammenhang mit gezielter Manipulation ist das kein reines Zufallsprodukt:
Hier ist sogar gewünscht, dass eine oder mehrere andere Personen von einer mutigen Erreichung ihres Zieles abgehalten werden. (Selbstverständlich, ohne dass der oder die VerursacherIn in Erscheinung tritt.) Sie finden das ziemlich übertrieben? Ich wünschte, es wäre so.
Leider zählen gezielte Degradierungen zum Standardrepertoire der vorsätzlichen Manipulation.
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeit zum Beispiel leben innerlich regelreicht davon, dass sie andere in ihren eigenen Augen und denen der anderen herab setzen. Das Ziel ist klar: Wenn die anderen hilflos zappeln, während man selbst als einsamer Held alle anderen überstrahlt, tut das der empfindsamen Seele doch gut…
3. Andere in einen Gewissenskonflikt führen, den sie möglichst nicht bestehen sollen
Werte gefällig? Auch, wer mit bewusster und zielgerichteter Manipulation seine Position erlangt und so eine Menge Leichen zurücklässt, kann diese zumindest aufzählen.
Auch das vordergründige Ausleben von Werten ist für die manipulative Persönlichkeit oft noch machbar.
Allerdings braucht man schon eine ganze Menge Erfahrung, Menschenkenntnis oder eine lange Zeit der Beobachtung, um ihre verdeckten Aktionen wahrnehmen zu können. Und oft zeigt sich erst da, während einer Spanne über mehrere Monate oder Jahre der volle Umfang der Manipulation: Eine manipulative Persönlichkeit, die ihre eigenen Werte mehrfach verraten hat, neigt dazu, Menschen aus ihrem Umfeld auch in diese Erfahrung des Versagens hinein zu führen.
An sich selbst zu scheitern zählt vielleicht zur größten Demütigung, die ein Mensch mit Werten und Zielen erfahren kann. Wer vorsätzlich mit Manipulation umgeht, hat oft ein großes Bedürfnis, dieses Scheitern bei den anderen zu erzeugen. Vielleicht ist diese Zerbrochenheit gut getarnt – wirkmächtig ist sie dennoch: Veränderungen in der Persönlichkeit, im sozialen Leben oder vermehrter Konsum von betäubenden Erlebnissen oder Substanzen ist oft die Folge.

Einen manipulativen Menschen im Umfeld zu haben, zähle ich persönlich zu den größten Gefahren für Mensch und Unternehmen: Der Einbruch mit Stemmeisen und Bohrer lässt sich schnell nachvollziehen und beziffern. Der Einbruch in die Gedankenwelt und die Persönlichkeit der Handelnden jedoch zeichnet sich durch eine hohe „Dunkelziffer“ aus. Vieles bleibt lange unentdeckt. Die Schneise der Verwüstung, die diese Persönlichkeiten hinter sich her ziehen, ist oft sehr breit und lang.
Stilvolle Vorbeugungsmaßnahmen gegen Manipulation
Derartig massive Entgleisungen in der Persönlichkeit sind zum Glück selten. Allerdings glaube ich, dass die Anzahl der sogenannten „gefährlichen Menschen“ steigt.
Es bedarf nichts als Geschwätz, um beim Volke Eindruck zu machen. Je weniger es begreift, um so mehr bewundert es. Unsere Väter haben oft nicht das gesagt, was sie dachten, sondern was ihnen die Umstände und das Bedürfnis in den Mund legten. (Gregor von Nazians, Patriarch von Konstantinopel, von ca. 320 bis 390)
Am leichtesten lässt sich der Schaden begrenzen, wenn die Manipulation früh erkannt und ausgebremst wird: Sei es, dass die „hidden agenda“ durchschaut wird oder sich das Ganze in einer gesunden Unternehmenskultur automatisch tot läuft:
Ein stilvoller Umgang mit Manipulation schafft eine Kultur des Vertrauens. Da dies auch die Grundlage für Innovation empfehle ich Ihnen folgendes:
Handlungsempfehlung 1
Achten Sie auf eine Atmosphäre der inneren Leichtigkeit und Frische.
Dazu gehört, dass Phasen enormer Herausforderung mit einem deutlich positiven gemeinsamen Abschluss enden. (Oft laufen solche Zeiten aus Zeitmangel einfach aus, hier wird einiges verschenkt!)
Eine Runde mit Aussprache und/oder Feedback bei einem gemeinsamen Essen oder Kaffee und Kuchen stärken den Zusammenhalt. Das Gefühl von Dankbarkeit und Respekt füreinander entsteht auf Dauer nur, wenn es wiederholt ausgedrückt wird. Wichtig ist auch, dass dieser Ausdruck mit selbstgewählten, zur aktuellen Situation passenden Worten und Gesten geschieht.
Wer auf andere Leute wirken will, der muss erst einmal in ihrer Sprache mit ihnen reden.
(Kurt Tucholsky, 1890 – 1935)
Das Ganze sollte sich anfühlen wie eine Story mit Fortsetzung, dann entsteht ein Miteinander, welches von innerer Ansprechbarkeit geprägt ist.
Bitte sehen Sie mir nach, dass ich an dieser Stelle auch die Worte „Bitte, Danke und Entschuldigung“ noch einmal erwähnte: Es sind nun einmal die ganz, ganz einfachen Dinge, die wir im Alltags-Stress am leichtesten aus den Augen verlieren…
Vielleicht fühlen Sie sich ja auch mit einer gemeinsamen sozialen Aktion wohl, wie zum Beispiel einer Patenschaft für ein Kind, einem Tierheim oder ähnlichem.
Sie fragen sich vielleicht, warum ausgerechnet diese einfachen Dinge gegen die Einwirkung vorsätzlicher Manipulation helfen sollen? Die Emotionen und Verbindungen, die dabei fast als „Nebenwirkung“ entstehen, sind leise – ja fast leicht zerbrechliche Wahrnehmungen.
Ein Mensch, dessen Handeln gewohnheitsmäßig von eiskalten Manipulationen geprägt ist, kann eines nicht: Leise Dankbarkeit empfinden für sein Gegenüber, das Unternehmen und viele Erlebnisse.
Eine solche Kultur zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie funktioniert wie ein sozialer Lackmustest: In einer derartig geprägten emotionalen Landschaft wird ein Vorgehen mit kalter Berechnung automatisch offenbar. Da entfällt der Vorgang der Beobachtung ein Stück weit – und das macht es für alle Beteiligten angenehmer und entspannter.
Handlungsempfehlung 2
Schaffen Sie die „heiligen Kühe“ ab.
In vielen Unternehmen gibt es Menschen, über die niemand etwas sagen darf. Damit meine ich nicht den gesunden Respekt voreinander und vor den Vorgesetzten. Ich habe hier eher Menschen vor Augen, die über ein Klima der Angst einen Schutzwall um sich her aufbauen: Übergroße Empfindlichkeit, Zornesausbrüche oder fiese Racheaktionen dienen dann dazu, berechtigte und angemessene Kritik „untenzuhalten“. Häufig ist dieses auch zurückzuführen auf negative Erfahrungen, die diese Menschen in der Vergangenheit durchlebt haben – privat oder beruflich. Auch, wenn Verständnis hierfür eine schöne Reaktion ist: Eine Persönlichkeit, deren Reaktionen und Strategien aus Verletzung und Bitterkeit gespeist werden, wird irgendwann zur Dauerbelastung.

Nicht selten ist Manipulation eine direkte Konsequenz aus diesem unverarbeiteten Erleben: Ausweich-Taktiken oder Einschüchterung beschweren das Klima und münden in einer Unzufriedenheit.
Konkret bedeutet das: Wenn es über Monate hinweg nicht möglich ist, jemanden in angemessener Form auf sein/ihr Verhalten hin anzusprechen, führt das bei den heißbegehrten „besten Köpfen“ irgendwann zur inneren Kündigung und Abwanderung.
Natürlich funktioniert Kritik nur auf einem gesunden Boden: Sie braucht einen geschützten Raum. Kritik sollte zuerst unter vier Augen geäußert werden. Auch ist es gut, wenn eine Möglichkeit des Nachdenkens zur Kultur gehört: Wo dies als Feigheit oder Ausweichen gewertet wird, gehen viele Menschen solchen Gesprächen eher aus dem Weg.
Wichtig: Diese Kultur funktioniert nur in der Abwesenheit von Tratsch.
Handlungsempfehlung 3
Kreieren Sie ein Klima, welches individuelle Begabungen außerhalb der Fachkompetenz ermutigt.
Wenn ich für etwas in der Welt des New Work dankbar bin, ist es die Akzentverschiebung hin zur Wertschätzung des Menschen an sich – nicht nur seiner Funktionen.
Es macht etwas mit uns Menschen, wenn wir nur aufgrund unserer Funktion und Belastbarkeit oder Schnelligkeit geschätzt werden. Unsere tiefe innere persönliche Beteiligung, unsere Ganzherzigkeit nimmt ab. Diese persönliche Investition heben wir uns dann für den Ort auf, an dem wir „wir selbst sein können“.
Schade! Denn genau dieser Part ist es, der auch die innere Wachsamkeit aktiviert.
Nur, wer sich ganz einbringt, entwickelt eine „Sensorik“ für Äußerungen, Handlungen und Atmosphären, die „irgendwie komisch“ sind.
Der Vorteil? Er besteht darin, dass auch ohne Dauer-Misstrauen eine Manipulation schnell offensichtlich würde. Wo wirkliche Beteiligung nicht geschätzt wird, weil sie „nur zusätzliche Arbeit macht und man es eh nicht bezahlt bekommt“, blenden Menschen Inhalte mit Gefahrenpotential oft einfach aus.
Der Schaden lässt sich irgendwann immer beziffern. Je nachdem, wo und wie lange die Manipulation stattfindet, reicht sie in die Hunderttausende bis mehrere Millionen.
Zukunftskritisch, aber unbeliebt: Der präzise Beobachter
Im Amerikanischen Bereich nennt man zum Beispiel Menschen mit einer Begabung, feine Haarrisse im System zu erkennen „Prophet“. Das bezieht sich auf ihre Fähigkeiten, präzise zu beobachten. Einem „Seher“ gleich erkennen sie nicht nur den aktuellen Schaden, sondern können auch gleichzeitig ein Szenario damit verbinden. Im Normalfall ist das nicht nur unbequem: Es erfordert oft auch den Mut, lieb gewonnene Gewohnheiten oder Machtdemonstrationen zu konfrontieren. Und genau hier setzt die Manipulation oft an, indem sie gegen die Aufdeckung arbeitet.
Der Prophet ist das Pendant zum „Evangelist“. Dieser sorgt für Wachstum, wogegen der „Prophet“ für Gesunderhaltung durch Änderungen steht. Das alleine lässt ihn noch nicht zur kritischen Figur werden: Auch der Zeitpunkt, zu dem er antritt, zeichnet ihn schnell als „Nervensäge“ aus: Häufig ist es dann, wenn das Team die Früchte der harten Arbeit einfach mal eine zeitlang genießt – und sich das als Kultur etabliert…
Die Fragen, die hier über Erfolg oder Misserfolg unterscheiden, lauten:
1. Welche Auswirkungen hat der Faktor Bequemlichkeit in Ihrem Leben?
2. Wie groß ist Ihre Veränderungsenergie?
3. Sind Sie oder andere in Ihrem Team durch Freundlichkeiten zu bestechen?
Fazit
Ein maßgeblicher Schutz vor der Einwirkung von Manipulation auf ein Unternehmen ist der Stil der Führungskräfte den Mitarbeitern gegenüber. Hier geht es darum, ein Klima der Ansprechbarkeit, der Angstfreiheit und der Wertschätzung für die Persönlichkeit aufzubauen.
Dort, wo das Sprichwort „Vier Augen sehen mehr als zwei“ sich über hierarchische Grenzen wirksam erweisen darf, entsteht automatisch ein natürlicher Schutz vor Manipulation.
Oft ist es nicht der Intelligenz-Grad der Manipulation, die dem Verursacher den Erfolg beschert: Es ist häufig eine große Müdigkeit der Handelnden, ein Klima der Angst und Zurückgezogenheit oder Desinteresse an den anderen Team-Mitgliedern. Wachheit, emotionale Frische und eine Kultur der Wertschätzung schützen auf entspannte Weise, indem der Fokus auf den positiven Entwicklungen liegt.
Ich habe noch nie einen manipulativen Menschen getroffen, der die Fähigkeit besitzt, zerbrechliche Gefühle der leisen Demut und Dankbarkeit zu pflegen.
Abstract
Manipulation lebt von mehreren Faktoren. Bequemlichkeit,
Angst und ein Klima der energie-armen Konzentration auf „Dienst nach
Vorschrift“ begünstigen eine Manipulation.
Drei beliebte Strategien der Manipulation bestehen zum Beispiel darin
- Andere auf Nebenkriegsschauplätze zu entführen, damit sie sich darin ermüden und ihnen die Energie auf der Zielgeraden fehlt.
- Andere in einen Gewissenskonflikt zu führen, den sie möglichst nicht bestehen sollen und im Scheitern an sich selbst beschäftigt, zerbrochen und abgelenkt sind.
- die Degradierung in den eigenen Augen
herbeizuführen.
Ein Mensch, der vor sich selbst erniedrigt ist, wird nicht mehr die gleichen Ziele anstreben wie ein Mensch, der in seinen eigenen Augen wichtige Ziele erreicht hat.
Neben den bekannten Rollen im Unternehmen existieren die persönlichen Begabungen und charakterlichen Stärken. Hierzu zählt zum Beispiel die Gabe, feinste Veränderungen wahrzunehmen, ihre Entwicklung in der Zukunft zu „sehen“ und zu adressieren.
Diese Fähigkeit kann ein Team vor kostspieligen Verlusten schützen, ist jedoch unbeliebt: Oft kommt die Warnung, während doch „alles läuft“ und der persönliche Wohlfühlfaktor sich so richtig in eine gefährliche Bequemlichkeit hinein etabliert….

Einer möglichen Manipulation entgegenzutreten kann zum Beispiel in diesen Schritten bestehen:
1. Eine Atmosphäre der emotionalen Leichtigkeit und Frische ermöglicht den Mut, auch kompliziertere Sachverhalte anzusprechen. Sie birgt in sich die nötige Veränderungsenergie.
2. Die Abschaffung der „Heiligen Kühe“: Menschen, deren offensichtliches, konstantes Fehlverhalten niemand ansprechen darf, demoralisieren das Team. Selbstschutz-Strategien und Grüppchenbildung sind eine häufige Folge. Die reduzierte Ansprechbarkeit und Willigkeit, sich zu engagieren, tendiert irgendwann gegen Null: So hat ein Mensch, der sich in vorsätzlichen Manipulationen ergeht, bald „freie Fahrt“.
3. Ein Klima, in welchem die Mitarbeiter als Menschen mit ihren individuellen Begabungen gesehen werden, ermutigt zur tiefen inneren Beteiligung am Unternehmenserfolg. Die Freisetzung der inneren Wachheit und des inneren Engagements stellen einen entspannten Schutz gegen die Manipulation dar.
Kontakt:
Patrizia Becker
Fon: 0711/ 54 09 64 97
Mobil: 0175/ 22 45 146
Mail: info@erfolgmitstil.de
Autor: Patrizia Becker
- Die Maslow`sche Bedürfnispyramide zeigt die verschiedenen Prioritäten der menschlichen Bedürfnisse auf.
- Laut
einer Erhebung des Portals „statista“ aus dem Jahre 2016
zum Thema Mobbing - „Die
Kunst des Krieges“ von Sun Tsu, Nikol Verlag
Kapitel VII Manöver, S. 63