Durch diesen Wertekanon entstehen die Vorlieben und auch der „empfindliche Nerv“, das Klatschen und das Buhen. Wird mein Gegenüber etwas von mir annehmen, wenn ich seine Werte verletzt habe? Wohl kaum. Ist dieser Nerv einmal durch ein unangemessenes Vorgehen getroffen, wird es meistens sehr schwierig, eine gemeinsame Blickrichtung einzunehmen – geschweige denn, einen Schulterschluss herzustellen. Über die persönliche Handschrift kann ich nur die Situation gestalten, deren Regeln ich kenne.

3. Den eigenen Jargon bewusst zu gestalten kann nie schaden. #Umgangsform Wording.
Manche Worte bergen in sich schon Sprengstoff, weil sie im Licht aktueller Vorgänge eine ganz andere Bedeutung gewonnen haben. Sie möchten ein Beispiel?
Das Wort „Mitbürger“ hätte vor wenigen Jahren niemanden unangenehm berührt. Ganz im Gegenteil. Es war fester Bestandteil jeder ausgewogenen Neujahrsansprache und schuf eine wohlwollende Atmosphäre der Gemeinsamkeit. Im Kontext aktueller Geschehnisse hat sich das dramatisch geändert: Ein Mitbürger ist eben kein Freund, sondern jemand mit einem gefühlten Distanz-Status. Sozusagen eine light-Version von Freund.

Wer sich nicht der Gefahr der Austauschbarkeit aussetzen will, sollte das haben, was ein Roboter nicht hat, und das ist das Risiko der Verletzlichkeit. Berührbar zu sein, die Ungewissheit ertragen zu können, dass nicht alles glatt läuft und trotzdem eine Beziehung zu gestalten – das kann keine Maschine. Es ist diese Fähigkeit, die uns Erhabenheit verleiht. Es ist ein erfolgskritischer Punkt in unserem Leben – beruflich und privat. Lebenswichtig sind deshalb Umgangsformen, die mich als Gestalter erfolgreich sein lassen. Umgangsformen, die nicht – wie beim Roboter – eingespeist sind, sondern solche, die einer freien Geisteshaltung entspringen.